Menstrual Health Day

Projekttag mit dem Dormitory am 21.05.2022

Mensch, war unser Mai voll! Nachdem wir über die letzten Monate einige Projekte hier in St. Mauritz geplant haben, war in diesem Monat endlich die Zeit angekommen, sie umzusetzen.

Heute wollen wir euch von einem unserer Herzensprojekte berichten, einem „Menstrual Health Day“ für die Schülerinnen und Schüler aus dem Dormitory der Primary School St. Mauritz.

In Uganda ist das gesamte Thema rund um die Periode der Frau extrem tabuisiert, es gibt viele Mythen und Erzählungen und selbst in den Schulen wird darüber wenig bis gar nicht gesprochen, sodass viele falsche Annahmen in den Köpfen vieler Menschen sind. Vor allem junge Mädchen treffen auf viele Probleme, wenn sie ihre Periode haben.

Die sanitären Anlagen in Schulen sind häufig nicht so gut ausgestattet, weshalb die Mädchen nicht die Möglichkeit haben, sich angemessen sauber zu machen. An angebrachte Hygieneprodukte zu kommen, ist vielleicht das größte Problem. Natürlich gibt es hier auch Einmalbinden, doch diese sind sehr teuer und in den ländlichen Gebieten schlecht zu bekommen, deshalb für die meisten keine tragbare Lösung. Viele verwenden Stoffstücke, diese können jedoch schnell unhygienisch werden und  es bleibt die Angst, das etwas verrutscht und man seine Kleidung dreckig macht. Gerade in Schulen wird über solche Flecken schnell geredet und die Mädchen sind beschämt. All dies führt dazu, dass einige menstruierende Schulmädchen während ihrer Periode lieber zuhause bleiben und im Monat einige Tage fehlen. Und das hat mit Dauer die Folge, dass Jungs in der Schule besser abschneiden, auf bessere weiterführende Schulen gehen, bessere Jobs bekommen und so weiter.

Dieses tabuisierte Thema ist also unfassbar umfangreich und kann weittragende Folgen haben.

Wir hatten schon lange vor, ein Projekt an der Schule zu starten und haben im Februar angefangen, einen Projekttag erstmal nur für die Kinder zu planen, die im Dormitory, also im Internatsteil der Schule bleiben. Und dieser Tag war jetzt letzten Samstag, den 21.05.22.

Wir haben uns überlegt, den Tag in zwei Teile zu teilen. Einen Teil, der rein informativ ist und an dem die Jungs auch teilnehmen können und den zweiten Teil, in dem wir mit allen Mädchen Stoffbinden nähen.

Für den ersten Teil haben wir das Volunteer Action Network, eine NGO hier aus Gulu, die eine Initiative zu „Healthy Periods“ haben, eingeladen. Die Organisation leistet echt tolle Arbeit, besucht regelmäßig Schulen, informiert und teilt auch Pads aus, die sie lokal herstellen. HIER könnt ihr noch mehr erfahren. Aloyojok Prisca, Atoo Conny, Nakalema Minisifah und Kidega Ben haben uns durch den Vormittag geleitet und erst nur mit den Mädchen über ihre eigenen Erfahrungen, Mythen und „Safe Days“ gesprochen. Es war richtig toll zu sehen, wie alle langsam warm geworden sind, sich geöffnet haben und ihre eigenen Erfahrungen geteilt haben. Dabei hat uns Minisifah von ein paar Geschichten erzählt, die sie an vorherigen Schulbesuchen gehört hat. Einem Mädchen wurde zum Beispiel erzählt, dass sie während ihrer Periode keinem Mann in die Augen gucken darf, das sie sonst schwanger werden würde. Eine andere hat berichtet, in ihrem Dorf dürfen Frauen während der Menstruation nur im Sand sitzen, der das Blut aufsaugen soll, und das Tag und Nacht. Genau um solche Mythen einzuräumen, ist es so wichtig, dass man über dieses Thema spricht und wir sind sehr dankbar, wie locker und entspannt, jedoch gleichzeitig sehr informativ die vier es gestaltet haben.

Als nächstes wurden auch die Jungs dazu geholt und es wurde darüber geredet, wie man eine unterstützende Hand sein kann, ohne die Mädchen zu beschämen. Zudem ging es viel um das Thema „consent“, also gegenseitiges Einverständnis, was daran so wichtig ist und dass man auch immer „nein“ sagen kann.

Danach hat jede Schülerin noch ein Packet Einmalbinden erhalten. Am Schluss wurde noch kurz reflektiert, was die Schüler*innen gelernt haben und man hat allen angemerkt, dass auch sie den Vormittag toll und dringend notwendig fanden.

Atoo Conny, Nakalema Minisifah und Aloyojok Prisca mit uns

Nach der Mittagspause ging es dann mit dem zweiten Teil weiter: dem Bindennähen. Eine Organisation aus Münster (IWC Münster), stellt nachhaltige, wiederverwendbare Stoffbinden her, erstellt aber auch sogenannte „Lehrerkits“, die genau erklären, wie man eine solche Binde selber nähen kann. Davon haben wir Gebrauch gemacht und ähnliche Kits für alle Schülerinnen aus dem Dormitory vorbereitet. Das war eine ganz schöne Arbeit, für 53 Mädels Stoffe zurechtzuschneiden und mit den zusätzlich benötigten Materialien, wie Nadel und Faden auszustatten, aber alle selber schneiden zu lassen hätte eindeutig unseren zeitlichen Rahmen gesprengt.

Um alle zu motivieren wurde dann erstmal eine Runde getanzt, bis wir eine Präsentation vorgestellt haben, in der Step by Step erklärt wurde, wie man den Stoff aufeinanderlegt und näht. Das hat gut geklappt, manchen wussten auch schon sehr gut, wie man von Hand näht und konnten anderen helfen. Bis alle jedoch mit dem Nähen der Binde an sich und den Stoffeinlagen fertig waren, war es längst Zeit fürs Abendessen. Wir haben also nochmal eine kurze Tanzparty gemacht und dann alle in ihren wohlverdienten Samstagabend entlassen.

Da wir in jeden Beutel für jede Schülerin auch Schablonen für die Stoffstücke und eine Anleitung gepackt haben, hoffen wir, dass sie sich untereinander austauschen, ihren Freunden und Familie davon erzählen und vielleicht weitere Binden nähen.

Auch wir haben vor, dieses Projekt noch größer aufzuziehen und die ganze Schule St. Mauritz zu integrieren, denn auch das Volunteer Action Network ist an einer langfristigen Partnerschaft interessiert. An dieser Stelle wollen wir auch nochmal den starken Frauen Prisca, Conny und Minisifah danken, die mit größtem Engagement zu uns gekommen sind und uns sehr inspiriert haben.

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